Fisch nachhaltig einkaufen – worauf Sie achten können
Fisch gilt als gesund und ist bei vielen Verbraucher:innen beliebt. Doch Berichte über überfischte Meere, Beifang und problematische Fangmethoden verunsichern beim Einkauf. Wer Fisch essen und die Meere schonen möchte, kann auf Pflichtangaben und freiwillige Siegel achten oder die „Guter Fisch“-Liste der Verbraucherzentralen nutzen.
Diese Angaben sind Pflicht
Bei unverarbeitetem, frischem, tiefgekühltem, getrocknetem, gesalzenem oder geräuchertem Fisch sowie Meeresfrüchten sind bestimmte Angaben gesetzlich vorgeschrieben. Dazu gehören:
- Handelsbezeichnung und wissenschaftlicher Name
- Produktionsmethode (Wildfisch oder Aquakultur)
- Fang- oder Produktionsgebiet
- Kategorie des Fanggeräts, zum Beispiel Schleppnetz oder Angel
Diese Informationen können bereits eine erste Orientierung bieten, erfordern aber Vorwissen. Denn nur wer weiß, dass etwa Treibnetze häufig auch Delfine, Schildkröten oder zu kleine Jungfische fangen, kann solche Produkte bewusst meiden.
Informationen per Tracking-Code
Für verarbeitete Produkte – wie Fischstäbchen, Konserven oder Fertiggerichte – sind die oben genannten Angaben nicht verpflichtend. Viele Anbieter informieren dennoch freiwillig, teils über sogenannte Tracking-Codes oder QR-Codes. Der Tracking-Code kann auf der Internetseite des Herstellers eingegeben oder der QR-Code mit dem Handy eingelesen werden und ermöglicht so die Nachverfolgung der Herkunft. Beispiele sind die Systeme von Followfood (Followfish), Appel oder Hawesta Feinkost. Auch große Anbieter und Handelsketten wie Aldi bieten teilweise Trackingcodes an, die zusätzliche Informationen liefern sollen. Allerdings sind diese Systeme nicht einheitlich und die Informationen daher wenig vergleichbar.
Die „Guter Fisch“–Liste der Verbraucherzentralen
Die „Guter Fisch“-Liste zeigt, welche Fischarten aus dem Meer aus ökologischer Sicht empfehlenswert sind. Neben den Verbraucherzentralen beteiligen sich an der Bewertung die Deutsche Umwelthilfe, GEOMAR, NABU und der WWF. Bewertet werden unter anderem die Fangtechnik, die Bestandsgröße und die Rolle der Fischart im Ökosystem.
Für einen nachhaltigen Fischeinkauf können Sie darauf achten, welche Fischarten, Fanggebiete und -methoden als empfehlenswert eingestuft sind.
Fische aus Aquakultur werden dort nicht berücksichtigt.
Siegel für nachhaltige Fischerei
Siegel können Orientierung für den nachhaltigen Fischeinkauf bieten, unterscheiden sich jedoch in ihren Bewertungskriterien und Kontrollen. Das erschwert den Vergleich.
MSC (Marine Stewardship Council)
Das MSC-Siegel kennzeichnet Wildfisch aus zertifizierten Fischereien und ist derzeit das bekannteste und am weitesten verbreitete Siegel für Wildfisch. Es steht für nachhaltigere Fangmethoden und den Schutz der Fischbestände. Kritisiert wird jedoch, dass auch industrielle Fischereien zertifiziert werden und die Standards teils zu schwach sind.
Naturland Wildfisch
Das Label steht für strenge Anforderungen: Schonende Fangmethoden, Schutz der Ökosysteme und soziale Kriterien. Die Kontrollen sind unabhängig, die Produkte bislang aber nur in kleinerem Umfang erhältlich.
Siegel für Fisch aus Aquakultur
Aquakultur ist die kontrollierte Aufzucht von Fischen und Meerestieren in angelegten Teichen, Becken oder abgetrennten Gebieten natürlicher Gewässer. Auch diese Methode kann problematisch für Tiere und Umwelt sein, wenn beispielsweise Fischmehl für die Aufzucht von Raubfischen gebraucht wird, Antibiotika zum Einsatz kommen oder natürliche Ökosysteme zerstört werden.
ASC (Aquaculture Stewardship Council)
Das ASC-Siegel steht für verantwortungsvolle Zuchtbetriebe mit Vorgaben zu Wasserqualität, Futter, Sozialstandards und Umweltschutz. Kritikpunkt ist der erlaubte Einsatz von gentechnisch verändertem Soja im Futter.
EU-Bio-Siegel
Das EU-Bio-Logo kennzeichnet ökologisch erzeugten Zuchtfisch. Die EU-Ökoverordnung regelt unter anderem die Haltungsbedingungen, Fütterung und Methoden zur Krankheitsvorsorge. Einige Bioverbände haben eigene strengere Richtlinien. Fisch aus Wildfang kann nicht als Bio-Fisch verkauft werden.
Global G.A.P. / GGN-Siegel
Global G.A.P. (Good Agricultural Practice, „gute landwirtschaftliche Praxis“) ist ein privates, weltweit genutztes Zertifizierungssystem, das Vorgaben zu Rückverfolgbarkeit, Hygiene und Tierwohl enthält. GGN steht für Gobal G.A.P.-Nummer. Über die 13-stellige Identifikationsnummer können Verbraucher:innen zurückverfolgen, woher das Produkt stammt. Das Siegel dient nach eigenen Aussagen der Förderung von Transparenz und will nachhaltige Strukturen stärken.
Einschätzung der Verbraucherzentrale
Die Vielzahl unterschiedlicher Siegel und freiwilliger Angaben erschwert den Vergleich. Auch die Recherche zu Fanggebieten oder Beständen über Tracking-Codes ist umständlich.
Aus Sicht der Verbraucherzentralen wäre daher ein einheitliches, rechtlich geregeltes Kennzeichnungssystem mit transparenten Anforderungen nötig. Dieses sollte verständliche und schnell verfügbare Informationen zu Nachhaltigkeitskriterien bei Wildfang und Aquakultur liefern. Es sollte für alle Fischprodukte verpflichtend sein. Unabhängige Kontrollen sind dabei unverzichtbar. Ein solches System würde einen nachhaltigen Fischeinkauf deutlich erleichtern.
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Der leichtsprachliche Text wurde übersetzt von:
Isabella von Luxburg,
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