Das ärgert beim Einkauf:

Gepa Grand Chocolat Fleur de Sel

Zu den 99,5 Prozent fair gehandelten Zutaten zählt Gepa auch die Milch aus Deutschland. Das ist nicht sofort verständlich und erschwert den Vergleich mit anderer fair gehandelter Milchschokolade.
getaeuscht

Obwohl es sich bei der Gepa-Vollmilchschokolade um ein Mischprodukt mit Milch aus Deutschland handelt, liegt der Fair-Handelsanteil bei nahezu 100 Prozent für das Produkt. Zu den Fair-Handelskriterien der eingesetzten Naturland-Milch gibt es auf der Verpackung jedoch keine Informationen. 
Gepa sollte beim Fair-Handelsanteil von Mischprodukten zwischen klassischen Zutaten des Fairen Handels und Zutaten aus Deutschland unterscheiden. Außerdem sollte Gepa auf der Verpackung über die Kriterien der fairen Milch informieren.

Es wird von Fairer Bio-Milch aus Deutschland gesprochen. Ist Fair-trade innerhalb von Deutschland möglich? Zudem verstehe ich das fair nicht. Ich dachte fair beinhaltet eine produktreine Verarbeitung. 
Die Milch stammt aber aus einem Milchwerk und nicht von einem spezifischen Bauern. Ein Mengenausgleich ist bei Milch rechtlich ja nicht möglich. Wie wird hier dann der faire Handel kontrolliert und die faire Milch garantiert?
Verbraucher aus Frankfurt vom 26.01.2022

Einschätzung der Verbraucherzentrale

Die Produktions- und Lebensbedingungen von Landwirten in Deutschland sind nicht zu vergleichen mit denen der Kleinbauern in wirtschaftlich benachteiligten Regionen des Südens. Daher sollte der Fair-Handelsanteil von Mischprodukten zwischen klassischen Zutaten des Fairen Handels und Zutaten aus Deutschland unterscheiden. Außerdem sollten Verbraucher.innen Informationen zu den Kriterien für die faire Milch erhalten.

Darum geht’s:

Die Schauseite der Verpackung „Grand Chocolat Fleur de Sel“ zeigt das „Gepa“-Logo, ergänzt mit „The Fair Trade Company“. Des Weiteren ist das „Gepa fair+“-Siegel zu sehen sowie im unteren Abschnitt das Naturland-Siegel mit dem Wort Fair. Links vom Naturland-Siegel steht „aus fairem Handel und kontrolliert ökologischem Anbau“. 
Auf der Rückseite kennzeichnet der Anbieter unterhalb des Gepa fair+-Siegels den Fair-Handelsanteil mit 99,5 Prozent. Darunter folgt eine Aufzählung mit Angaben wie „bio“, „von der Bohne bis zur Tafel fair“ und „faire Bio-Milch“.
Rechts von der Abbildung einer Kakaofrucht und eines Portraits stehen in einem weiß unterlegten Textfeld Informationen zu dem Gepa-Partner Cecaq-11 in Sao Tomé. 
Die Zutaten der Schokolade stammen bis auf das Pyramidensalz mit einer Menge von 0,5 Prozent aus fairem Handel und ökologischem Anbau. 
Mit Bezug auf die Zutaten steht im Absatz „°aus Fairem Handel“ die folgende Angabe:
„u. a. von den Handelspartnern Manduvirá/Paraguay, Cooproagro/Dominikanische Republik, El Ceibo/Bolivien, Cecaq-11/Sao Tomé.
Die Milch erhalten wir von unserem Partner Milchwerke Berchtesgadener Land.“
Über der Nährwerttabelle lautet ein Hinweis in Fettdruck:
„Nach internationalen Fair-Handelskriterien unabhängig kontrolliert.“
Unter dem EU-Bio-Siegel steht „EU-/Nicht-EU-Landwirtschaft“.
Erklärungen zur beworbenen „fairen Bio-Milch“ stehen nicht auf der Verpackung.

Das ist geregelt:

Es gilt das allgemeine Täuschungsverbot, das in der EU-Lebensmittelinformationsverordnung festgelegt ist. Demnach dürfen Informationen über Lebensmittel nicht täuschen, beispielsweise über deren Eigenschaften, aber auch über die Methode der Herstellung oder Erzeugung. 
Es gibt kein gesetzliches Siegel mit Vorgaben für fairen Handel. 
Das bekannteste Siegel „FairTrade“ wird von der Fair Trade Labelling Organization (FLO) geführt – sie hat internationale Standards für den fairen Handel definiert. Unter anderem sind Arbeitsbedingungen festgelegt und Diskriminierung sowie Kinderarbeit verboten.
GEPA ist ein Importeur fair gehandelter Lebensmittel. Mit dem eigenen Zeichen „GEPA fair+“ möchte das Unternehmen zeigen, dass es höhere Ansprüche als die aktuellen internationalen Standards hat.

So sieht’s die Verbraucherzentrale:

Das Produkt wirbt mit einem Fair-Handelsanteil von 99,5 Prozent, was für eine Milchschokolade untypisch hoch ist. Gepa unterscheidet dabei nicht zwischen den klassischen Fair-Handelsrohstoffen aus dem wirtschaftlich benachteiligten Süden und der fairen Bio-Milch aus Deutschland. Die Lebens- und Produktionsbedingungen sind jedoch so unterschiedlich, dass sie unserer Ansicht nach nicht zusammengefasst werden sollten. Auf diese Weise ist der Fair-Handelsanteil nicht mit anderen Milchschokoladen zu vergleichen. 
Mit den weiteren Informationen auf der Rückseite verweist Gepa auf internationale Fair-Handelskriterien. Diese beziehen sich auf den benachteiligten Süden und nicht auf Rohstoffe aus Industrieländern. Für die „faire Bio-Milch“ aus Deutschland gibt es dort jedoch keine Informationen zu den Anforderungen. 

Fazit:

Gepa sollte beim Fair-Handelsanteil von Mischprodukten zwischen klassischen Zutaten des Fairen Handels und Zutaten aus Deutschland unterscheiden. Außerdem sollte Gepa auf der Verpackung über die Kriterien der fairen Milch informieren.

Stellungahme der GEPA mbH, Wuppertal

Kurzfassung:

Die Schokolade ist Naturland Fair-zertifiziert, weil so auch Milch als Nordzutat überprüft werden kann. Strukturelle Benachteiligungen gibt es auch für Milchbäuer*innen hier. Den Fairhandels-Anteil von 99,5 Prozent hat Naturland bei Produktfreigabe und Audit überprüft. Die Deklaration entspricht voll gesetzlichen Vorgaben. Mengenausgleich ist ausgeschlossen. Weitere Infos s. QR-Code auf Verpackung.