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Premium- Frikadellen mit fein zerkleinertem Rindfleisch

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Premium- Frikadellen mit fein zerkleinertem Rindfleisch

Frage

Ich habe „Premium Rindfleisch Frikadellen“ gekauft. In der Zutatenliste steht „Rindfleisch 80 % (z.T. fein zerkleinert)“. Ich habe mal gehört, dass es sich bei „fein zerkleinertem“ Fleisch um von Knochen abgeschabte Reste, Knorpel und Sehnen handelt. Das hat für mich nichts mit Premiumqualität zu tun. Ist die Werbung dann nicht täuschend? . 
Verbraucherin aus Hochheim vom 24.03.2025

Antwort

Bei „fein zerkleinertem Fleisch“ in Frikadellen handelt es sich vermutlich um Muskelabrieb, der bei der industriellen Herstellung von Hackfleisch entsteht. Knorpel und Sehnen sowie maschinell abgeschabte Reste vom Knochen (Separatorenfleisch), dürfen hingegen nicht als „Fleisch“ deklariert werden. 

Bei der Herstellung von gewolften Erzeugnissen wie Frikadellen, entsteht durch die Scherkräfte beim Mischen und Zerkleinern des Fleisches eine brätähnliche Substanz aus freigesetztem Muskeleiweiß. Die Entstehung dieses Muskelabriebes ist unvermeidbar. 

Wenn dieser Muskelabrieb 20 Volumenprozent überschreitet, sollten Anbieter dies laut den Leitsätzen für Fleisch und Fleischerzeugnisse kenntlich machen. Das kommt bei industriell hergestelltem Hackfleisch häufig vor. In der Praxis wird dafür oft eine Formulierung im Zutatenverzeichnis verwendet, wonach der Fleischanteil „zum Teil fein zerkleinert“ ist, wie beispielsweise „Zutaten: Rindfleisch (z.T. fein zerkleinert),…“. 

Bei dem „fein zerkleinerten“ Fleisch in dem von Ihnen genannten Produkt darf es sich nicht um abgeschabte Reste, Knorpel und Sehnen handeln. Es ist ein Hinweis auf den oben erwähnten erhöhten Muskelabrieb, der beim Herstellungsprozess entstehen kann. 

In den Leitsätzen für Fleisch und Fleischerzeugnisse ist außerdem beschrieben, dass Fleischerzeugnisse mit hervorhebenden Hinweisen wie „Spitzenqualität“, „Delikatess“ oder Ähnlichem sich von üblichen Fleischerzeugnissen unterscheiden sollten. Neben einem „hohen Genusswert“ sollte beispielsweise der Anteil an Muskelfleisch höher liegen als üblich. Anbieter sollten in solchen Produkten kein Separatorenfleisch oder anderes Restfleisch verwenden. 

Aus Sicht von Lebensmittelklarheit sollten Unternehmen, die mit „Premium“ werben, erläutern, durch welche Zutaten, Rezeptur oder Herstellungsweise sich ihr Produkt vom Durchschnitt abhebt. Ist dies nicht der Fall, sollten sie auf eine hervorhebende Werbung verzichten. 

Hinweis: Unsere Kurzmeldungen geben grundsätzlich den Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Sie werden in der Regel nicht aktualisiert.

Der leichtsprachliche Text wurde übersetzt von:
Isabella von Luxburg,
luxburg@leichtzulesen.org,
www.leichtzulesen.org
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Der Text wurde geprüft durch die Prüflesegruppe:
Menschen mit Lernschwierigkeiten Zentrum Leichte Sprache Allgäu,
https://www.kjf-augsburg.de/angebote-leistungen/weitere-angebote/zentrum-leichte-sprache/

 

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Markus
21.05.2025 - 17:36

Es ist beschämend, wie auf diesem Portal teilweise recherchiert oder berichtet wird. Die Kräfte, die bei der industriellen Produktion von gewolften Erzeugnissen (und zwar egal ob aus Fleisch oder pflanzlichen Rohstoffen) herrschen, haben nichts mit Schwerkraft zu tun. Es geht um Scherkräfte, wenn der Rohstoff durch die Wolfscheibe gepresst und vor der Wolfscheibe geschnitten wird. Hier wird nichts minderwertiges "rausgekratzt". Hochwertigster Rohstoff wird zu einem Lebensmittel verarbeitet. Industriell.

Endverbraucher können wählen: Ein Stück Fleisch beim Metzger des Vertrauens kaufen (das sind für mich die großen Einzelhändler oder Discounter) und zu Hause den Handwolf auspacken und die Frikadelle selbst formen und braten. Oder eben die günstige und vor allem fertige Variante im Handel kaufen.

Redaktion Lebensmittelklarheit
22.05.2025 - 11:39

Vielen Dank für Ihren Hinweis! Wir haben den Tippfehler korrigiert. 

DirkNB
19.05.2025 - 21:14

Wenn ich in den letzten Jahren eins gelernt habe, ist, dass "Premium" oder "Deluxe" u.ä. im Lebensmitteleinzelhandel absolut nichts zu sagen haben und im Allgemeinen reiner Marketingsprech sind. Sollte sich mal allgemein herumsprechen.

Susanne
19.05.2025 - 15:19

Auch Abrieb, der von Maschinen gekratzt wird, entspricht nicht meiner Definition von "Premium". Es klingt noch immer wie Abfallverwertung. Premium wäre für mich reines echtes Hackfleisch. Die Lebensmittelindustrie ist ständig am schönreden und tricksen. Daher ist Ihr Portal so wichtig.

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