Das ärgert beim Einkauf:

Werbung „erste Bio-Molkerei Deutschlands“ für Milchwerke Berchtesgadener Land

Die Milchwerke bezeichnen sich als „erste Bio-Molkerei“, obwohl zwei Drittel der angeschlossenen Milchbauern konventionelle Milch erzeugen.
getaeuscht

Auf ihrer Internetseite bergbauernmilch.de und in der Firmenzeitschrift Milchecho werben die Milchwerke Berchtesgadener Land damit, die erste Bio-Molkerei in Deutschland zu sein. Gleichzeitig erklären sie, dass zwei Drittel der Genossenschaftsmitglieder konventionell und nur ein Drittel ökologisch wirtschaften:
Die Milchwerke Berchtesgadener Land sollten sich nicht als erste Bio-Molkerei bezeichnen, wenn sie tatsächlich ein Mischbetrieb sind.

Als Verbraucherin bin ich doch überrascht, dass eine Molkerei, deren konventionelle Produkte mir jeden Tag begegnen, behauptet, die „erste Bio-Molkerei“ Deutschlands zu sein und als solche ihr 50-jähriges Jubiläum zu feiern. Es handelt sich hier um die Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG. Das ist jetzt, seit ein paar Tagen, laufend auch im Radio zu hören. Und auf der Webseite https://bergbauernmilch.de/ zu sehen. Auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Milchwerke_Berchtesgadener_Land_Chiemgau finde ich die Information, dass von 300 Millionen Kilogramm verarbeiteter Milch pro Jahr nur ein Drittel Bio-Milch ist. Dann kann man doch nicht sagen, dass man die erste Biomolkerei sei.
Verbraucherin aus Freiburg vom 27.04.2023

Einschätzung der Verbraucherzentrale

Wenn die Bio-Milch separat erfasst, aber nicht in einem eigenen Betrieb verarbeitet wird, ist die Bewerbung als „erste Bio-Molkerei“ nicht berechtigt. 

Darum geht’s:

Auf bergbauernmilch.de bezeichnen sich die Milchwerke Berchtesgadener Land als „Die erste Bio-Molkerei Deutschlands“. In der firmeneigenen Zeitschrift Milchecho Ausgabe 1/2023 „50 Jahre Bio“ informiert der Betrieb „Als erste Bio-Molkerei Deutschlands haben wir 1973 begonnen Bio-Milch separat zu erfassen“ und „…, heute wirtschaften 600 unserer 1800 Landwirte ökologisch“. Die Milchwerke verarbeiten also sowohl konventionell als auch ökologisch erzeugte Milch. 

Das ist geregelt: 

Informationen über Lebensmittel dürfen nicht täuschen, beispielsweise über die Eigenschaften eines Lebensmittels. Alle Informationen müssen zutreffend und für Verbraucher:innen leicht verständlich sein. Das ist ein wesentlicher Grundsatz in der EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV). 

So sieht’s die Verbraucherzentrale:

Die Werbung mit den Aussagen „Bio-Pionier“ und „erste Bio-Molkerei Deutschlands“ passt nicht zu einer Molkerei, die überwiegend konventionelle Milch verarbeitet. Damit entsteht der Eindruck, es handele sich um einen besonders traditionellen Bio-Betrieb. Das kann ein Kaufargument für die für Milchprodukte der Firma sein, die jedoch ein Mischbetrieb ist.  

Fazit:

Die Genossenschaft sollte sich nicht als „erste Bio-Molkerei“ bezeichnen, wenn sie auch konventionell erzeugte Milch verarbeitet und deshalb ein Mischbetrieb ist.

Stellungnahme der Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG, Piding

Kurzfassung:

Die Bio-Milchverarbeitung begann schon 1973. Damit ist Berchtesgadener Land die erste Molkerei Deutschlands, die Bio-Milch verarbeitet hat. ~1/3 unserer Landwirte wirtschaftet heute anerkannt ökologisch. Die Bio-Produkte sind blau, die konventionellen klar unterscheidbar in grüner Optik verpackt. Direkt auf der Startseite bergbauernmilch.de weisen wir auf beide Sortimente mit weiteren Infos hin.