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Werbung für eine Kinderpizza

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Werbung für eine Kinderpizza

Frage

Ich bin vor Kurzem auf eine neue Tiefkühlpizza gestoßen. Sie wird speziell für Kinder beworben und es heißt, sie entspreche den strengen Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Kinderlebensmittel.

Da ich großen Wert auf eine ausgewogene Ernährung für mein Kind lege, fand ich das erstmal sehr positiv und vielversprechend. Beim genaueren Blick auf die Zutatenliste und Nährwerte war ich jedoch etwas überrascht:

Die Pizza unterscheidet sich nur minimal von der regulären Variante für Erwachsene. Der Fett-, Salz- und Kaloriengehalt erscheint mir ziemlich ähnlich.

Deshalb frage ich mich nun: Darf ein Produkt überhaupt als "für Kinder" oder nach WHO-Kriterien beworben werden, wenn sich die Rezeptur kaum von einem herkömmlichen Produkt unterscheidet? Und wie streng sind diese WHO-Vorgaben in der Praxis eigentlich? Werden sie regelmäßig kontrolliert?
Verbraucher aus Hamburg vom 30.06.2025

Antwort

Bislang gibt es in Deutschland kaum rechtliche Regelungen, die an Kinder und Eltern gerichtete Werbung für Lebensmittel beschränken. Die Werbeaussagen dürfen aber nicht täuschen. Selbst wenn die Nährwertprofile der WHO eingehalten werden: Es handelt sich bei den Profilen nicht um eine Auszeichnung besonders geeigneter Lebensmittel für Kinder. Aus Sicht von Lebensmittelklarheit ist die von Ihnen geschilderte Werbung daher kritisch zu sehen. 

Die Nährwertprofile der Weltgesundheitsorganisation wurden im Jahr 2015 entwickelt und im Jahr 2023 überarbeitet. Sie legen für verschiedene Lebensmittelgruppen fest, ab welchem Kalorien-, Fett- oder Zuckergehalt Lebensmittel nicht für Kinder beworben werden sollten.

Fertiggerichte wie Pizza sollten beispielsweise nicht mehr als 225 Kilokalorien und maximal 1,25 Gramm Salz pro 100 Gramm liefern. Der maximale Fettgehalt liegt bei 17 Gramm, der Anteil an gesättigten Fettsäuren bei 6 Gramm.

Die Profile wurden erarbeitet, um eine wissenschaftliche Grundlage für Regierungen zu schaffen, Werbeverbote zu erlassen und Kinder vor Werbung für ungesunde Lebensmittel zu schützen. Dass die Nährwerte eines Produkts unterhalb der Grenzwerte liegt, macht dieses noch nicht zu einem besonders wertvollen und für Kinder geeigneten Lebensmittel.

In Deutschland gibt es bereits einen Gesetzentwurf, der an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel auf Grundlage der WHO-Nährwertprofile einschränken soll. Ob und wann das Gesetz verabschiedet wird, ist derzeit unklar. 

Aus Sicht von Lebensmittelklarheit ist die explizite Werbung einer Pizza als Kinderlebensmittel „entsprechend der strengen WHO-Kriterien“ nicht angemessen und möglicherweise täuschend. Sie vermittelt den Eindruck, dass die Pizza besonders gut für Kinder ist. Das muss aber nicht der Fall sein, insbesondere, wenn die Nährwerte kaum von einer vergleichbaren Pizza abweichen. Hersteller sollten auf eine solche Werbung verzichten.  

Hinweis: Unsere Kurzmeldungen geben grundsätzlich den Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Sie werden in der Regel nicht aktualisiert.

Der leichtsprachliche Text wurde übersetzt von:
Isabella von Luxburg,
luxburg@leichtzulesen.org,
www.leichtzulesen.org
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Der Text wurde geprüft durch die Prüflesegruppe:
Menschen mit Lernschwierigkeiten Zentrum Leichte Sprache Allgäu,
https://www.kjf-augsburg.de/angebote-leistungen/weitere-angebote/zentrum-leichte-sprache/

 

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