Das ärgert beim Einkauf:

Häm & Säm Pizza La Vista Baby

Trotz zahlreicher Hinweise auf Italien stammt die Pizza aus Gießen.
getaeuscht

Der Hersteller bewirbt seine Pizza als „Original Neapolitanisch“ und setzt mehrfach die italienischen Flaggenfarben für die Gestaltung ein. Leicht zu übersehen ist dagegen der Schriftzug „Handgemacht in Giessen“. Auch die Rückseite ist in italienischen Farben gestaltet bis hin zur Nährwerttabelle. Nahezu die gesamte Aufmachung weist auf eine Pizza aus Italien hin. 
Der Pizzabäcker aus Gießen sollte auf die massive Italien-Werbung verzichten.
Der Anbieter hat verschiedene Änderungen vorgenommen, das Gesamtbild vermittelt jedoch immer noch eine italienische Pizza. Die abgebildete Sorte wird zurzeit nicht angeboten.

Bei einem Besuch im Hochsauerland ist mir im Tiefkühlregal eine Pizza aufgefallen, welche ich zuhause noch nie gesehen habe. Die Andersartigkeit der Verpackung hat mich angesprochen. Beispielsweise die Aufmachung mit Italien, Original neapolitanische Pizza, der Pizzabäcker mit italienischer Haube, lange Teigruhe, italienisches Mehl ... 
Ich habe dann zwei Produkte gekauft, Königin und Häm-Bäm. Schmecken tun die Pizzen ja. Aber wenn ich mir die Zutaten jetzt ansehe, frage ich mich, ob ich hier nicht einem Schwindel aufgesessen bin. - Original neapolitanische Pizza - aus Gießen? Wie geht das? - Eine Abbildung eines italienischen Mehlsackes - das Mehl kommt aber aus Deutschland […]?
Verbraucher aus Münster vom 28.10.2021

Einschätzung der Verbraucherzentrale

Die italienischen Farben und Werbeangaben weisen auf eine Pizza aus Italien hin. Dagegen ist der Hinweis auf Gießen am Seitenrand leicht zu übersehen. Die Italien-Werbung passt insgesamt nicht zur Herkunft der Pizza aus Gießen.

Darum geht’s:

Der Anbieter bewirbt die Pizza auf unterschiedliche Weise als italienisch. Neben einer Tomate steht der Ort „San Marzano“ und auf einem Mehlsack mit italienischer Flagge „Napoli“. Der abgebildete Pizzabäcker trägt eine Mütze mit den Landesfarben – grün, weiß rot – und eine Schürze mit der Aufschrift „Die geilste Original Neapolitanische Tiefkühl-Pizza“. Dieser Schriftzug wird an anderer Stelle leicht abgewandelt wiederholt. Rechts vom Pizzabäcker auf der Schauseite ist hochkant „Handgemacht in Gießen“ zu lesen. 
Auf der Rückseite steht in Großbuchstaben „Auftauen Aufbacken Italien“ in den Farben grün, weiß und rot. Die Adresse der Pizzabande GmbH ist Gießen.
Einige der Zutaten kennzeichnet der Anbieter auf der Rückseite wie folgt:

  • Teig (Bio Weizenmehl (hergestellt in Deutschland), Wasser, Salz, frische Hefe)
  • San Marzano Tomaten 
  • Kalabresische Salami
  • Milch aus EU-Mitgliedstaaten, Milch verarbeitet in Italien.

Das ist geregelt:

Informationen über Lebensmittel dürfen nicht täuschen, beispielsweise über die Herkunft. Das ist ein wesentlicher Grundsatz in der EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV). Im folgenden speziellen Fall ist die Herkunftskennzeichnung genauer geregelt: Vermittelt die Verpackung eine bestimmte Herkunft, die aber nicht der wahren Herkunft entspricht, ist ein korrigierender Hinweis erforderlich. 

So sieht’s die Verbraucherzentrale:

Im Vergleich zu der massiven Italien-Werbung sind die Hinweise auf Gießen leicht zu übersehen. Keinesfalls können sie den falschen Eindruck über die Herkunft korrigieren. 
Auch die Zutat Mehl ist widersprüchlich gekennzeichnet: Das Weizenmehl ist laut den Angaben in der Zutatenliste „verarbeitet in Deutschland“ während der auf der Schauseite abgebildete Mehlsack den Schriftzug „Napoli“ und eine italienische Flagge trägt. 
Zusätzlich ist Lebensmittelklarheit aufgefallen, dass die Bezeichnung „Pizza Napoletana“ als garantiert traditionelle Spezialität (g.t.S.) geschützt ist und unter anderem die Zutaten Wurst und Schinken nicht vorsieht. Sie darf auch nicht tiefgekühlt werden. Die Werbung als Original Neapolitanische Pizza ist unseres Erachtens daher nicht möglich.

Fazit:

Der Pizzabäcker aus Gießen sollte auf die massive Italien-Werbung verzichten.

Stellungnahme der Kopf & Herz Gastronomie- und Veranstaltungen GmbH Pizzabande GmbH, Gießen

Kurzfassung, erstellt von der Verbraucherzentrale:

Die Pizzabande produziert original neapolitanische Tiefkühl-PizzaaAH! und hält sich streng an die Machart und an die Zutaten, die geschützt sind. Der Teig ruht 72 Stunden, verwendet werden San Marzano Tomaten und Fior Di Latte. Ein Handwerk und eine Tradition aufrechtzuerhalten und zu leben, steht in keinerlei Verbindung mit dem Wohnort. Daher wird auch original neapolitanische Pizza produziert und das in Gießen.

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Ergebnis

Die Königin - Another one bites the crust

Der Anbieter hat verschiedene Änderungen vorgenommen, das Gesamtbild vermittelt jedoch immer noch eine Pizza aus Italien. Die Sorte „Häm Säm“ wird aktuell nicht angeboten.