Das ärgert beim Einkauf:

Maggi Werbung „mit natürlichen Zutaten“ am Beispiel Grießklößchensuppe

Der Hersteller wirbt mit „natürlichen Zutaten“ für eine Suppe, obwohl sie sich nicht von anderen Produkten aus der Tüte abhebt.
getaeuscht

Der Anbieter bewirbt die Tütensuppe „Grießklößchen“ prominent mit der Aussage „Mit natürlichen Zutaten!*“. In der Zutatenliste sind überwiegend getrocknete und stark verarbeitete Zutaten als „natürlich“ deklariert. Nur wenige Zutaten wie Aroma sind ohne „Sternchen“. Die Natürlich-Werbung ist nach Auffassung von Lebensmittelklarheit nicht nachvollziehbar, da sich die Zutaten nicht von anderen Tütensuppen abheben. Zudem ist zu erwarten, dass Verbraucher:innen die Natürlich-Werbung trotz Sternchen auf das gesamte Produkt beziehen. Die Natürlich-Werbung findet sich inzwischen auch auf weiteren Tütenprodukten des Herstellers.
Der Anbieter sollte auf die Werbung „mit natürlichen Zutaten“ verzichten. 

Bei Maggi Puten Wok Geschnetzeltes ist Würze enthalten und als natürliche Zutat deklariert. Das darf aber nicht sein. Es gilt die gleiche Argumentation wie beim Produkt „Grießklößchensuppe“. 
Verbraucher aus Aschaffenburg vom 10.10.2022

Die Produktfront der Tüte „Grießklößchensuppe“ suggeriert „natürliche Zutaten“! Die Zutatenliste offenbart das Gegenteil.
Verbraucherin aus Fürth vom 06.09.2021

Einschätzung der Verbraucherzentrale

Der Anbieter wirbt prominent mit natürlichen Zutaten und markiert einen Teil der Zutaten als „natürlich“. Aus unserer Sicht passt die Werbung „mit natürlichen Zutaten*“ nicht zu einem typisch, industriell hergestellten Produkt wie Tütensuppe.

Darum geht’s:

Auf der Schauseite stellt der Anbieter unmittelbar hinter dem Produktnamen „Grießklößchensuppe“ die Werbeaussage „Mit natürlichen Zutaten!*“ heraus. Dabei ist die Schriftgröße des Wortes „natürlichen“ im Vergleich größer. Das Sternchen hinter der Werbeaussage fällt dadurch weniger auf. 
Die Abbildung zeigt Karotten sowie ein Blatt Petersilie und in der Suppenkelle ist Lauch zu sehen. 
In der Zutatenliste auf der Rückseite sind zahlreiche Bestandteile mit „*“ gekennzeichnet, beispielweise Weizengrieß, Hühnerei-Eiweiß, Milchzucker, Lauch, 0,8 Prozent Karotten, Petersilie, Salz und Würze (aus Weizen). Im Anschluss an die Zutatenliste taucht der Hinweis „* natürliche Zutaten“ auf. Die Zutaten Palmfett, Jodsalz, Aromen und Hefeextrakt beispielsweise sind nicht mit einem Sternchen versehen. 

Das ist geregelt:

Informationen über Lebensmittel dürfen nicht täuschen, beispielsweise über die Beschaffenheit eines Lebensmittels. Das ist ein wesentlicher Grundsatz in der EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV).
Es gibt keine rechtliche Definition für den Begriff „natürlich“ und damit auch keine exakten Vorgaben, wann eine Zutat als natürlich gekennzeichnet werden kann.

Die Leitsätze für Gewürze beschreiben „Würze“ als flüssige, pastenförmige oder trockenen Erzeugnisse, die den Geschmack und/oder Geruch von Suppen und anderen Lebensmitteln beeinflussen. Sie werden durch Hydrolyse aus eiweißreichen Stoffen hergestellt. 

So sieht’s die Verbraucherzentrale:

Außer getrocknetem Gemüse und getrockneten Kräutern sind zahlreiche weitere Zutaten als „natürlich“ gekennzeichnet, obwohl hinter Zutaten wie Zucker, Kartoffelstärke und Würze bereits ein aufwendiger Herstellungsprozess steht. So stammen Würzen aus eiweißreichen Ausgangsubstanzen. Bei der Herstellung der Würze entsteht aus den gespaltenen Eiweißen unter anderem Glutamat.  
Solche konventionellen, verarbeiteten Zutaten als „natürlich“ zu kennzeichnen, entspricht aus unserer Sicht weder dem allgemeinen Sprachgebrauch noch der Verbraucherauffassung. 
Wie vermutlich jedes andere Fertigprodukt enthält die Tütensuppe Zutaten wie Gemüse und Kräuter – allerdings in getrockneter Form und in sehr geringer Menge. Die Suppe hebt sich daher in Hinblick auf „Natürlichkeit“ nicht von anderen Tütensuppe ab. 
Zudem gehen wir davon aus, dass die Werbung von Verbraucher:innen auf die Suppe insgesamt bezogen wird. Sie werden daher keine Zutaten wie Aromen und Hefeextrakt erwarten. Die Werbung ist aus unserer Sicht insgesamt missverständlich und auf Produkten wie Tütensuppen oder anderen Trockenprodukten mit hochverarbeiteten Zutaten deplatziert. 

Fazit:

Der Anbieter sollte auf die Werbung „mit natürlichen Zutaten“ für ein typisches, industriell hergestelltes Produkt wie Tütensuppe verzichten.

Stellungnahme der Nestlé Deutschland AG, Frankfurt am Main

Kurzfassung:

In der Zutatenliste kennzeichnen wir die natürlichen Zutaten wie Gemüse, Öl oder Mehl mit einem Sternchen. Wir verwenden für die Maggi Grießklößchen Suppe aus verschiedenen Gründen nicht ausschließlich nur natürliche Zutaten. Beispielsweise enthält Salz einen Hilfsstoff, der ein Verklumpen verhindern soll. Daher kennzeichnen wir das Salz beispielsweise nicht als natürlich.