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Kann es vegane Teewurst geben?

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Kann es vegetarische Teewurst geben?

Frage

Beim letzten Einkauf wollte ich eine klassische Teewurst kaufen – also eine streichfähige Wurst aus Fleisch. Stattdessen griff ich – ohne es zu merken – zu einem veganen Produkt, das nahezu identisch verpackt war, „Teewurst“ hieß und optisch wie das Original wirkte.

Wurst besteht per Definition aus Fleisch. Was hier als „vegane Teewurst“ verkauft wird, hat mit echter Wurst nichts zu tun. Es ist ein anderes Produkt – mit anderen Zutaten, anderer Herstellung, anderem Geschmack und anderer Zielgruppe. Ich empfinde das als Verbrauchertäuschung in höchstem Maße.

Ist die Verwendung solcher Begriffe rechtlich überhaupt möglich? Warum dürfen pflanzliche Produkte mit Begriffen wie „Wurst“ beworben werden, obwohl sie diese traditionellen Lebensmittel nicht enthalten?
Verbraucher:in vom 07.06.2025

Antwort

Es gibt kein Verbot, ein Produkt als „vegane Teewurst“ zu bezeichnen. Es gilt allerdings das allgemeine Verbot der Täuschung. Aus Sicht von Lebensmittelklarheit sollte auf der Vorderseite klar erkennbar sein, dass es sich um ein vegetarisches Produkt handelt. Auch die Ersatzzutat sollte dort klar gekennzeichnet sein. 

Anders als Milch oder Käse sind die Bezeichnungen „Wurst“ und „Teewurst“ rechtlich nicht definiert und damit nicht geschützt. In den Leitsätzen für Fleischerzeugnisse ist allerdings festgelegt, wie eine Teewurst üblicherweise zusammengesetzt ist. Die Bezeichnung für ein vegetarisches Produkt, das ähnlich wie eine Teewurst schmecken und verwendet werden soll, muss eindeutig sein. Sie muss klarstellen, dass es sich um ein vegetarisches Lebensmittel handelt. 

In den Leitsätzen für vegane und vegetarische Lebensmittel ist beschrieben, wie vegane und vegetarische Ersatzprodukte bezeichnet werden sollten. Demnach sind Bezeichnungen spezifischer Wurstwaren wie „Teewurst“ für vegetarische und vegane Ersatzprodukte unüblich. Sie dürfen aber zur näheren Beschreibung eines vegetarischen Produkts verwendet werden, sofern dieses ähnlich aussieht, schmeckt und riecht wie das Original mit Fleisch und diesem auch in der Konsistenz ähnelt. Eine passende Bezeichnung wäre beispielsweise „Veganes Erzeugnis nach Art einer Teewurst auf Basis von Sojaprotein“. 

Für den Produktnamen auf der Vorderseite von Lebensmitteln gibt es keine speziellen gesetzlichen Vorgaben. Inwieweit er auf das tierische Original Bezug nehmen darf, ist nicht genau festgelegt. Er darf aber nicht täuschend sein. 

Eine Verbraucherstudie von Lebensmittelklarheit aus dem Jahr 2022 hat gezeigt, dass Verbraucher:innen bei vegetarischen Produkten, die ein tierisches Lebensmittel nachahmen, durchaus einen Bezug zum Original wünschen. Außerdem möchten sie auf der Vorderseite eine eindeutige Kennzeichnung als „vegan“ oder „vegetarisch“ sowie die Angabe der Menge der Ersatzzutat.  

Aus Sicht von Lebensmittelklarheit sollten Unternehmen die Vorgaben der Leitsätze einhalten. Insbesondere sollten Ersatzprodukte bereits auf der Schauseite eindeutig als vegan oder vegetarisch gekennzeichnet und die Ersatzzutat genannt werden. 

In Einzelfällen müssen Gerichte darüber entscheiden, ob die Aufmachung eines Lebensmittels täuschend ist. Im Bereich der vegetarischen und veganen Ersatzprodukte existieren bislang vorwiegend Gerichtsurteile zu Ersatzprodukten, die auf rechtlich geschützte Bezeichnungen Bezug nehmen. Produktnamen wie „Veierlikör“ oder „wie Frischkäse“ wurden darin als unzulässig beurteilt. 

Hinweis: Unsere Kurzmeldungen geben grundsätzlich den Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Sie werden in der Regel nicht aktualisiert.

Der leichtsprachliche Text wurde übersetzt von:  
Isabella von Luxburg, 
luxburg@leichtzulesen.org, 
www.leichtzulesen.org,  
Mitglied im Netzwerk Leichte Sprache e.V. 

Der Text wurde geprüft durch die Prüflesegruppe:  
Menschen mit Lernschwierigkeiten Zentrum Leichte Sprache Allgäu, 
https://www.kjf-augsburg.de/angebote-leistungen/weitere-angebote/zentrum-leichte-sprache/

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Micha
19.07.2025 - 09:33

Es gibt ja auch vegane Hühner. Warum soll es nicht auch vegane Schweine und vegane Rinder geben? Es gibt auch veganen Thunfisch.

In anderen Ländern wird derartige Verbrauchertäuschung hart bestraft. Frankreich duldet so etwas nicht! Dort dürfen vegane Ersatzprodukte nicht die Bezeichnung eines traditionell aus Tieren bestehenden Nahrungsmittels tragen. In den USA gäbe es sofort Verbraucherschutzklagen mit hohen Schadenersatzforderungen. Aber auch schon die FDA liese nicht zu, dass Verbraucher derart belogen und verschaukelt werden.

Eine solche Verbrauchertäuschung ist nur in Deutschland erlaubt. Wir haben eben keinen Verbraucherschutz, sonst wäre auch die vzbv nicht so ein zahnloser Tiger, sondern eine Behörde, die direkt Bußgelder verhängen darf und auch verhängen würde. Schon vor 40 Jahren gab es den Spruch, dass die Verbraucherschützer die Industrie vor den Verbrauchern beschützen. Daran hat sich bis heute nichts geändert, außer dass die Industrie die Verbrauchern noch dreister belügt und betrügt.

Redaktion Lebensmittelklarheit
23.07.2025 - 14:26

Wie in dem Artikel beschrieben, zeigt eine Studie von Lebensmittelklarheit, dass sich viele Verbraucher:innen bei veganen Ersatzprodukten durchaus einen Bezug zum tierischen Originalprodukt wünschen. Details zur Studie finden Sie hier: 
https://www.lebensmittelklarheit.de/eigene-studien/vegetarische-ersatzprodukte-kennzeichnung-nicht-immer-klar 

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) setzt sich für die Rechte der Verbraucher:innen auch vor Gericht ein. Mit Abmahnungen und Klagen geht der vzbv gegen Anbieter von Produkten und Dienstleistungen vor, die gegen Verbraucherrecht verstoßen. Rund 800 Verfahren leiten der vzbv und die Verbraucherzentralen pro Jahr ein. Details zur Rechtsdurchsetzung finden Sie hier: 
https://www.vzbv.de/rechtsdurchsetzung 

Hanspeter Schmidt
10.07.2025 - 18:51

Wer "richtige" Wurst kaufen will, greift nicht so daneben. Die Verbraucheranfrage erscheint "fake". Es dürfte sich um eine Lobbyaktion der Fleischindustrie handeln.

Anton Schloch
18.07.2025 - 07:25

Hallo Herr Schmidt,
vermutlich haben Sie recht und "die Fleischindustrie" hat sich jahrelang Gedanken gemacht, wie man mit nur einer "Fake"-Frage bei Lebensmittelklarheit.de den ausufernden Veganismus stoppen kann. Zum Glück wurde diese Intrige aufgedeckt.
Oder es hat ein Mensch einen Fehler gemacht und sich beim Einkauf geirrt. Einfach regelmäßig hier die Fragen lesen und man wird feststellen, dass das ab und an passiert...

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