Das haben Gerichte entschieden:

Werbung gegen Müdigkeit auf Dr. Oetker Müsli unzulässig

Nach Gerichtsurteil: Der Magnesiumgehalt pro Portion war für eine solche Werbeaussage nicht ausreichend. Nun empfiehlt Dr. Oetker die doppelte Menge Schokomüsli pro Tag. Doch das bedeutet auch die doppelte Menge Kalorien.
Geändert

Aufgrund eines Gerichtsurteils hat die Firma die kritisierten Aussagen/Bilder verändert.

Der Streit um die Werbeaussage „Dieses Müsli enthält Magnesium, das zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung beiträgt.“ ist beendet. Das Müsli von Dr. Oetker lieferte zu wenig Magnesium, um die beworbene Wirkung zu erzielen. 
Diese Werbung hielt der Verbraucherzentrale Bundesverband für irreführend und hat das Unternehmen abgemahnt. 
Nach einem Urteil des Landgerichtes Bochum ist die Werbeaussage unzulässig. Dr. Oetker hat den Magnesiumgehalt für das Müsli erhöht und empfiehlt nun statt 40 Gramm Müsli täglich die doppelte Menge. Größere Mengen Schokomüsli zu verzehren, ist aus Sicht von Lebensmittelklarheit aber nicht im Sinne einer guten Nährstoffversorgung. Und zudem eine teure Magnesiumversorgung: Die aktuelle 450-Gramm Packung reicht gerade mal für 5 Portionen je 80 Gramm.

Vor ungefähr zwei Wochen habe ich mir mein Lieblingsmüsli Vitalis Knusper Müsli mit dem Geschmack Schoko & Banane gekauft. Heute Morgen ist mir ein Satz vorne auf der Verpackung aufgefallen: „Dieses Vitalis Müsli enthält Magnesium, das zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung beiträgt.“ Das ist mir neu, darf so ein Satz einfach auf ein Müsli geschrieben werden? 
Nach einem Blick auf die Nährwerte war ich richtig irritiert: Ich frühstücke ungefähr fünf Esslöffel Müsli - wenn ich es richtig sehe, bekomme ich mit meinem Frühstück ja nicht mal 10 % von meinem Tagesbedarf, oder? Dass das gegen Müdigkeit hilft, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen! Können Sie bitte der Sache nachgehen, ob das alles so seine Richtigkeit hat?
Verbraucherin aus Hannover vom 27.09.2021

Einschätzung der Verbraucherzentrale zur ursprünglichen Verpackung

Die Werbung gegen Müdigkeit passt nicht für das Müsli. Denn der Magnesiumgehalt im Müsli ist zu gering, um den gewünschten Effekt mit der angegebenen 40-Gramm-Portion zu erreichen. Und regelmäßig größere Mengen Schokomüsli zu verzehren, ist nicht im Sinne einer gesunden Ernährung.

Darum geht’s:

Auf der Schauseite der Packung steht rechts oben kleingedruckt der folgende Hinweis: „Dieses Vitalis Müsli enthält Magnesium, das zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung beiträgt“. Auf der seitlichen Ansicht wiederholt der Anbieter den Hinweis.
Laut Nährwerttabelle enthalten 100 Gramm Müsli 70,7 Milligramm Magnesium. Das entspricht 19 Prozent des Referenzwertes nach der Lebensmittelinformationsverordnung. Der Hersteller gibt für eine Portion 40 Gramm Müsli an. Dies entspricht 28,3 Milligramm Magnesium und acht Prozent des Referenzwertes für die tägliche Nährstoffzufuhr.
Mit der beworbenen Portion von 40 Gramm Müsli liefert somit nicht die erforderliche Menge an Magnesium.

Das ist geregelt: 

Informationen über Lebensmittel dürfen nicht täuschen, beispielsweise über die Zusammensetzung. Das ist ein wesentlicher Grundsatz in der EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV).
Die Health-Claims-Verordnung (HCVO) regelt, welche gesundheits- und nährwertbezogenen Angaben auf Lebensmitteln in welcher Weise erfolgen dürfen. Bei „Magnesium trägt zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei“ handelt es sich um eine gesundheitsbezogene Angabe. Diese darf nur verwendet werden, wenn das Lebensmittel eine signifikante Menge davon enthält. 
Für Magnesium liegt der Referenzwert laut LMIV bei 375 Milligramm. Die signifikante Menge soll 15 Prozent des Nährstoffbezugswertes betragen.
Wer mit gesundheitsbezogenen Angaben wirbt, muss ein Verzehrmuster angeben, die Menge und Häufigkeit, die für die beworbene Wirkung erforderlich ist.  

So sieht’s die Verbraucherzentrale:

Auf der Müsliverpackung fehlt die verpflichtende Angabe, wie oft und wie viel von dem Müsli verzehrt werden muss, damit sich die behauptete Wirkung einstellt. Der einzige Anhaltspunkt ist die angegebene Portionsgröße: 40 Gramm Müsli. Darin stecken laut Nährwertangaben gerade mal acht Prozent der Referenzmenge für Magnesium. Das ist deutlich zu wenig, um mit einem positiven gesundheitlichen Beitrag für das Müsli zu werben. Um einen Effekt durch Magnesium zu erreichen, müssten Verbraucher:innen fast die doppelte Portion zu sich nehmen – und das jeden Tag. Das ist bei einem Schokomüsli nicht empfehlenswert, denn es liefert viele Kalorien und Zucker. Gesundheitsbezogene Angaben haben auf einem reichlich gezuckerten Schokomüsli mit mäßigem Magnesiumgehalt nichts zu suchen. 

Fazit:

Die Firma sollte auf die gesundheitsbezogene Angabe für Magnesium verzichten. 

Stellungnahme der Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG, Bielefeld

Auf das Schreiben von Lebensmittelklarheit vom 25.06.2025 liegt bisher keine Antwort vor.

Ergebnis

Dr. Oetker hat den Magnesiumgehalt für das Müsli erhöht und empfiehlt statt 40 Gramm Müsli täglich nun 80 Gramm. Unter diesen Bedingungen wird die für den Gesundheits-Claim erforderliche Magnesiummenge erreicht. Und entsprechend steigt auch der Kalorien- und Zuckergehalt. Schokomüsli mit gesundheitlichen Wirkungen zu bewerben, ist aus Sicht von Lebensmittelklarheit ein schlechter Ansatz. Allerdings lukrativ für Dr. Oetker: Die aktuelle 450-Gramm-Packung reicht gerade mal für 5 Portionen.